Leseproben Rotbartsaga. Schiffbruch vor Sumatra

Kurzbeschreibung: Am 26. November 1653 setzt der kleine, rote Kater erstmals seine Pfoten auf die Planken eines großen Schiffes und tritt damit seine erste Reise als Schiffskater an. Dabei lernt er nicht nur die Tücken und Gefahren des Bordlebens kennen, sondern trifft auch auf die Klabautermiez und den Fliegenden Holländer, der letztendlich das Schicksal des Schiffes besiegelt. Nach dem Schiffbruch vor Sumatra schlägt sich Rotbart mit anderen Mitgliedern der befellten seefahrenden Zunft durch den Dschungel der riesigen Insel und begegnet dabei nicht nur seinen wilden Artgenossen. Lebensgefährliche Abenteuer, wilde Streiche, opulente Gelage und natürlich die obligatorischen Besuche in den Katzenspelunken prägen das Leben des Katers, der bereits im Laufe seiner ersten Reise zu einem der legendären Schiffsfelinen wird, deren Heldentaten in den Katzentavernen der Welt die Runde machten.

Leseprobe 1 aus Teil 1 Die Reise nach Ostindien

Nun gut, die Reise hätte langweiliger sein können. Immerhin tauschten die beiden Schiffe regelmäßig Signale aus, um sich nicht wieder zu verlieren. Da wurden mal kleine, fröhlich flatternde Wimpel gehisst, mal brüllten die Kapitäne quer über das Wasser, um sich zu verständigen, mal feuerte jemand eine Muskete ab, um die Aufmerksamkeit des anderen Schiffes zu erregen. Meist folgte dann ein eifriges Gewusel an Deck, um den Kurs zu korrigieren oder die Segel zu trimmen. Für die erfahreneren Schiffskatzen, die das alles von ihren gemütlichen Aussichtspunkten aus beobachteten, war das eher mäßige Unterhaltung und Rotbart ließ sich längst nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen, wenn etwas geschah, was er noch nicht kannte.
Träge folgten seine Blicke den großen schwarzen Seevögeln, die seit ein paar Tagen über die See glitten, sich dann und wann einen Fisch oder Tintenfisch im Überflug von der Wasseroberfläche klaubten und sich gelegentlich mit ausgebreiteten Flügeln auf den Mastspitzen niederließen. Immer wieder schienen sie zu einem Ort hinter dem Horizont zurückzukehren. Plötzlich ein Schrei aus dem Ausguck. Der Matrose zeigte genau auf den Punkt hinter dem Horizont, an dem Rotbart das Nest der schwarzen und ziemlich zänkischen Riesenvögel vermutete. Dort begann ein großes dunkles Segel aus dem Meer aufzusteigen.
„Noch ein Schiff“, maunzte Rotbart nicht sonderlich glücklich. Der zu erwartende Salut dämpfte seine Freude über die Ab-wechslung enorm. Seetiger grunzte nur und beobachtete aufmerksam das Gebilde am Horizont. Knapp zwei Stunden später war es selbst Rotbart klar geworden, dass es sich nicht um ein Schiff handeln konnte. Denn nach und nach hatte sich das markante Profil einer gebirgigen Insel herausgebildet, an deren schroffer Küste die großen Vögel kreisten. Bald erreichten die beiden Schiffe eine Bucht und gingen dort vor Anker. Eifriges Fähnchenwinken, Gebrüll und Kapitän Janszonn, van Bolten und Carl machten sich bereit, zur Texel überzusetzen.
„Komm mit“, maunzte Seetiger, „eine gute Gelegenheit, einem gemeinsamen Freund einen Besuch abzustatten.“
Mit einem Satz waren die beiden in das das kleinere der beiden Beiboote gesprungen, das bereits an die Bordwand gezogen worden war und hatten es sich im Bug gemütlich gemacht. Van Bolten betrachtete die vierbeinigen Bootsgäste misstrauisch.
„Da hat Euer Kater offensichtlich mit dem kleinen Menschenfresser Freundschaft geschlossen“, wandte er sich an Carl und wies mit ausgestrecktem Arm auf Rotbart. Der hatte die Geste des Oberkaufmanns natürlich registriert und kommentierte sie vorsorglich mit einem wilden Fauchen. Er konnte den Vorgesetzten des jungen Carlszoon nicht ausstehen und das hatte nichts mit seinen Hunden zu tun. Carl lachte nur, als er den jungen Kater selbstbewusst im Bug sitzen und neugierig auf die Texel starren sah und sagte: „Das wird mal ein ganz großer!“
Carl konnte sich noch gut an die ersten Wochen erinnern. Immer wenn er dem kleinen Kater eher zufällig beispielsweise bei der Inspektion der Laderäume begegnet war, hatte der sofort die Flucht ergriffen oder sich ängstlich fauchend in eine Ecke verzogen. Inzwischen war Rotbart – ganz sicher unter der fürsorglichen Anleitung Seetigers – recht souverän gegenüber Menschen geworden. Nach wie vor hielt er die Zweibeiner auf Distanz, von Angst war dabei allerdings nichts mehr zu spüren. Und so hatte es für den neugierigen vierbeinigen Leichtmatrosen kein Zögern gegeben, als er sich, seinem Mentor folgend, zwischen den Rudergasten hindurchschlängelte, um der näherkommenden Texel entgegenzufiebern. Und kaum waren sie an der Bordwand angelangt, schoss er hinter Seetiger durch eine offene Stückpforte an Bord.
„Hier kannst du nicht rein Kleiner, das ist nur etwas für richtige Schiffskatzen“, tönte es aus einer dunklen Ecke, „oder bist du etwa ein Schiffskater?“
Rotbart zuckte nur kurz zusammen. Dann aber kreischte er begeistert während er sich auf den riesigen grauen Kater stürzte, der breit grinsend aus dem Dunkel trat: „Klar bin ich ein Schiffskater und mein Name ist Rotbart.“
Rotbarts Freude über das Wiedersehen mit dem Türsteher der Amsterdamer Katzenspelunke war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend. Und nicht ohne Verwunderung stellte der Graue ein wenig außer Atem Fest: „Ganz der Vater, ganz . . .“
„Halt die Klappe, du Schwätzer“, zischte Seetiger und der graue Schiffskater verstummte sofort.
Rotbart hatte in seiner Freude über das Wiedersehen von dem kurzen verbalen Zwischenspiel gar nichts mitbekommen und freute sich schon darauf, die Anderen kennenzulernen. Vielleicht war ja der Grautiger nicht der Einzige an Bord, den er von zu Hause kannte. Zu Hause, Bilder der Katzenspelunke seiner Mutter, der Streuner von Oudeschild, seiner Spielkameraden oder der vertrauten Jagdgründe in den Hafenspeichern, die um so vieles ungefährlicher waren, als die finsteren Laderäume der Zeeland, spukten durch seinen Kopf. Katerhaft unterdrückte Rotbart das aufkommende Gefühl von Heimweh und folgte den beiden Schiffskatzenchefs auf das hintere Zwischendeck, ganz nach achtern, wo die offenen Stückpforten eine gute Sicht über die Bucht erlaubten.
„Schön, dass ihr kommen konntet“, schnurrte Graubart vergnügt und schnippte lässig mit dem Schwanz in Richtung der versam-melten zehnköpfigen Schiffskatzencrew, „Le Roi hat da schon mal etwas vorbereitet.“
Seetiger schritt majestätisch die Front der Katzschaft ab und begrüßte jeden mit einem würdevollen Kopfstoß. Rotbart tat es seinem Mentor nach so gut es ging. Das mit der Würde und Gelassenheit hatte er allerdings noch nicht so ganz drauf und je nach Temperament des Gegenüber sah so manche Begrüßung aus, als würden zwei Ziegenböcke ihre Kräfte messen.
„Nun ja“, meinte Seetiger und blinzelte Graubart an, „er hat noch einiges über Umgangsformen an Bord zu lernen.“
„Möchten die Herrschaften vielleicht mit einem Stück Fisch oder lieber mit kaltem Braten beginnen? Ich hätte da aber auch noch etwas Pastete, für die, die nicht mehr so richtig zubeißen können.“
Freundlich und einladend blickte der weiße Kater mit den schwarzen Flecken den alten Seetiger an. Der starrte zurück: „Ich kann durchaus noch zubeißen, junger Spund“, knurrte er scheinbar pikiert und verkniff sich nur mit Mühe ein Grinsen.
Graubart beschwichtigte: „Das weiß er und das sollte ganz sicher keine Respektlosigkeit sein. Le Roi hat wohl einfach mal wieder nicht nachgedacht, ist total aufgeregt. Als er gehört hat, dass uns der legendäre Seetiger und sein Schüler besuchen, hat er für die Beschaffung des Festmahls beinahe sein Leben riskiert. Ist halt auch so ein Jungspund wie Rotbart . . .“. Erst jetzt merkte er, dass sich Seetiger köstlich amüsierte. „. . . gut, gut, dann also ran an den Speck, Leute!“
„Speck habe ich leider nicht bekommen können“ maunzte Le Roi und tat kleinlaut.
„Waaas, kein Speck?“ Ein schwarzer Kater mit weißem Latz und Pfoten brummte den Kombüsenkater an und verschwand in einer dunklen Ecke. „Muss man sich hier denn um alles selbst kümmern?“
Kurze Zeit später tauchte er mit einem Stück Speck im Schlepptau wieder auf. „Hab ich mir zur Feier des Tages vom Steward erschleimt“, verkündete er stolz, „klar, dass da für dich nichts mehr drin war Le Roi“, beruhigte er seinen Kumpel.
„Typisch Großtatze“, grinste Seetiger, „du kannst es einfach nicht lassen, die Neuen zu ärgern.“
So neu war Roi de Merguéz, der „Wurstkönig“ aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel gar nicht. Immerhin hatte er schon ein Jahr Flussschifffahrt hinter sich, bevor er in Bremen auf einem holländischen Küstensegler anheuerte und schließlich ab November 1653 die Texelcrew durch seine besonderen Fähigkeiten bereicherte. Durch eine besondere Abenteuerlust im maritimen Sinne zeichnete sich der gemütliche Kuhkater nicht gerade aus. Wohl aber verfügte er über ein ausgeprägtes kulinarisches Organisationstalent, das er immer wieder unter Beweis zu stellen verstand. Nun ist nahezu jede Katze fähig, aus irgendwelchen Speisekammern oder Küchen, von unbeobachteten gedeckten Tischen oder aus Lagerräumen Leckerbissen zu klauen. Das Besondere an Le Roi war jedoch, dass er ganz offiziell in den Kombüsen und Pantrys der Schiffe wohnte, von den Menschen jedoch zeitlebens nie des Diebstahls verdächtigt wurde.
Während sich die Katzen schmatzend das Festmenü schmecken ließen, nahmen sie die Stimmen und das Poltern über sich kaum wahr. Sie wussten, auch über ihnen im Salon des Kapitäns wurden die Gäste bewirtet. Nur le Roi ahnte, dass es dort oben nicht ganz so unbeschwert zugehen würde wie hier. Als nämlich der Steward die kaum eine halbe Stunde zuvor sorgfältig angerichteten und dekorierten Speisen aus der Pantry auftragen wollte, stand er vor einem Desaster. Die Platte mit dem kalten Fleisch war zerwühlt und die besten Stücke fehlten. Von der gekochten Makrele waren nur noch Schwanz und Kopf übrig und die Form der Kalbspastete glich der Landschaft der Vulkaninsel vor der die Schiffe Anker geworfen hatten. Le Rois feine Ohren konnten den unterdrückten Aufschrei und das Klappern und Scheppern hören, als der Steward versuchte, aus den Resten und gewissen Reserven so schnell wie möglich etwas Servierbares für die hohen Herrschaften zu produzieren.
„Mannmannmann, wie du das immer wieder schaffst, solche Leckerbissen zu organisieren“, schwärmte der rabenschwarze Blackcastle, der mit einem venezianischen Kaufmann nach Amsterdam gelangt war, um auf der Texel anzuheuern. Selbst Graubart und Seetiger kamen nicht umhin, dem Lob zuzustimmen.
„Wusste gar nicht, dass der Smutje solche Leckereien in der Kombüse hat, bei uns auf dem Schiff gibt’s sowas jedenfalls nicht“, seufzte Rotbart.
„Das ist auch nicht aus der Mannschaftskombüse“, verriet Seetiger, „du hättest mal beim Festschmaus der Oberzweibeiner dabei sein müssen, aber du musstest ja vor dem Mast feiern.“
„Ich denke“, maunzte le Roi wie nebenbei, „wir sollten so langsam die Tafeln aufheben.“ Und während er sich gemächlich in Richtung Aufgang zurückzog murmelte er noch: „Es könnte demnächst vielleicht etwas ungemütlich werden.“
Bevor der Steward in Begleitung des riesigen Kapitänshundes das hintere Zwischendeck betrat, hatten sich Graubart, Seetiger und Rotbart bereits wieder auf Deck begeben. Sie wussten, dass das Zweibeinertreffen zu Ende war. Als Janszonn, van Bolten und Carl in das Beiboot stiegen, um zu ihrem Schiff zurückzukehren, saßen die beiden Kater der Zeeland längst wieder im Bug des Kahns.
An Bord der Texel stampfte der Steward wütend mit dem Fuß auf, als er die Überreste des kätzischen Festmahls sah. Mittendrin saßen Großtatze und Blackcastle, die sich genüsslich die Mäuler leckten, die anderen hatten sich bereits davongemacht. Unschuldig und ein wenig verständnislos blickten die beiden den erbosten Steward an und trollten sich ohne große Eile, als der befahl: „Fass!“
Pflichtschuldigst kläffte und geiferte der Hund die Katzen an und gab sich Mühe, für den Steward möglichst bösartig zu klingen. Aber er wusste, jeder Versuch, einen der Kater zu erwischen war von vornherein zum Scheitern verurteilt.
„Manmannmann, verausgabe dich nur nicht“, beruhigte Blackcastle. Und während er als letzter in den Tiefen des Zwischendecks verschwand schnurrte er: „übrigens der Rest ist für dich, lass es dir schmecken.“
Le Roi hatte es sich längst auf dem obersten Brett des Küchenregals gemütlich gemacht und begrüßte den zurückkehrenden Stewart mit einem freundlichen Miau. Er streckte sich und gähnte, als habe er seit Stunden in der Pantry geschlummert. Sensibel wie Katzen nun einmal sind, hatte er natürlich mitbekommen, dass der Steward drohte, in einem Gefühlstief zu versinken. Fürsorglich sprang er vom Regal und bot aufmunternd seinen Schädel zum Köpfeln an.
„Ach, wenn nur alle Schiffskatzen so freundlich und harmlos wären, wie du“, seufzte der Steward vertraulich. „Am schlimmsten scheinen mir ja die schwarze Weißpfote und der langhaarige Teufelskater zu sein, stell dir vor, die haben die ganze Tafel geplündert. Ich hab sie dabei ertappt, wie sie ihre Beute im Zwischendeck verspeist haben. Und ich habe mir vorher von der Weißpfote auch noch ein Stück Speck abschmeicheln lassen.“
Während er dem Kater den Kopf kraulte und ihm ein paar Leckerbissen von den Resten der Tafel reichte, murmelte er nachdenklich: „Die müssen jetzt aber richtig satt sein, dass die sich überhaupt noch bewegen konnten . . .“
Le Roi schnurrte. Für ihn war das ein ganz und gar gelungener Tag, in jeder Hinsicht ganz nach seinem Geschmack.

Leseprobe 2 aus Teil 2 Abenteuer auf Sumatra

Längst hatten die Zweibeiner ihre Plätze an Bord eingenommen und die Boote mit leichten Schlägen ihrer Paddel in die Mitte der träge dahintreibenden Fluten getrieben. Die Katzen hatten es sich gemütlich gemacht und waren in den Dauerdösmodus übergegangen, um die ereignislose Fahrt ohne großen Stress zu überstehen. Dass sie bei der einen oder anderen Stromschnelle die die Gleichförmigkeit der Reise unterbrach ein wenig durchgeschüttelt wurden, brachte sie nicht aus der Ruhe. An Bord ihrer Schiffe hatten sie ganz andere Turbulenzen schadlos überstanden.
Es war ein Leichtes für die blinden Passagiere, die zur Übernachtung an Land gezogenen Boote unbemerkt zu verlassen. Denn bevor die Menschen mit dem Entladen begannen, war ihre ganze Aufmerksamkeit der Herrichtung des Nachtlagers und dem Entfachen des Feuers gewidmet. Schnell waren die Katzen in das sichere Dickicht geflitzt, um sich dort nach der langen Ruhepause erst einmal so richtig auszutoben und sich natürlich auch der Produkte ihres vorabendlichen Gelages zu entledigen. Zwei Stunden später versammelten sie sich am Ufer abseits des Menschenlagers.
„So, Rotbart, walte er seines Amtes und liefere er uns Fisch, damit wir uns erquicken und laben können“, maunzte Lalèze aufgeräumt und voller Vorfreude.“
Aber nichts geschah. Die Katzen sahen sich um, aber Rotbart war nicht da. „Rotbart“, maunzten sie im Chor, „Rotbart, wir haben Hunger!“
Rotbart meldete sich nicht und es dauerte eine ganze Zeit, bis die Samtpfoten ein mulmiges Gefühl zu beschleichen begann.
„Hat Rotbart irgendetwas gesagt, ob er vielleicht was vorhat, ist er sauer, habt ihr ihn geärgert?“ Lalèze blickte die Crew des ersten Bootes fragend an.
„Woher sollen wir das wissen“, antwortete Grotebroer verstimmt, „ich denke, er war bei euch an Bord.“
Erst langsam dämmerte den Katzen, dass sie, wie immer es auch dazu kommen konnte, Rotbart beim Dorf zurückgelassen hatten.
„Vielleicht hat er ja ein eigenes Boot genommen“, maunzte Kleinebroer hoffnungsvoll. Das heftige Putzen, dem sich die Kumpels nun geradezu zwanghaft hingaben, zeigte ihm jedoch, dass daran niemand so recht glaubte. Rotbart war ein zweites mal verschollen.
Nachdem die Schiffskatzen die neue Situation durch diverse Aktivitäten verarbeitet hatten, wie scheinbar sinnlos durch die Bäume flitzen, Löcher scharren oder wie Lalèze, einen Streifenroller verprügeln, stellte Grotebroer fest: „Es lässt sich nicht ändern, wir müssen weiter bis zur Küste. Dort gibt es sicherlich einen Hafen mit einer Katzentaverne. Dort wird sich auch Rotbart wieder einfinden, da bin ich ganz sicher. Wir müssen dort einfach auf ihn warten.“

Bis dahin aber waren es noch mehrere Tage eintöniger Flussreise, die von dumpfen Trommelschlägen, aus den Tiefen des Dschungels begleitet wurden. Die Bootsmenschen wirkten recht angespannt auf der Fahrt, die sich Stunden um Stunden ohne besondere Ereignisse dahinzog. Dabei tasteten sie mit ihren Blicken ständig die Flussufer ab, als erwarteten sie einen Hinterhalt oder andere Überraschungen. Plötzlich ertönten in Ufernähe laut dröhnende Klänge, als schlage jemand auf einen hohlen Baum: Tongtong tongtong tongtong. Aufgeregt rief der vordere Paddler seinem Kollegen im Heck etwas zu und zeigte mit dem Arm in die Richtung aus der das Signal kam. Eine kurze Antwort und die bei-den paddelten mit schwungvollen Schlägen auf eine Uferlichtung zu, die einen idealen Lande- und Lagerplatz abzugeben schien. Auch heute war es kein Problem für die Katzen, die Boote unbemerkt zu verlassen, im dichten Geäst des Dschungels zu verschwinden und das Geschehen im und um das schnell errichtete Lager herum zu beobachten. Diesmal waren sie allerdings nicht die einzigen Beobachter. Den spärlich bekleideten Menschen, die genauso geschmeidig und lautlos wie die Katzen durch das Dickicht huschten war die Flucht der Samtpfoten aus den Booten in den Dschungel nicht entgangen. Im Moment aber schien das Verhalten der Bootsleute für die Orang Kabu, wie das geheimnisvolle Waldvolk bei den sesshaften Bewohnern Sumatras genannt wurde, interessanter zu sein. Die hatten sich inzwischen die Waren angeschaut, die die Orang Kabu zum Tausch an den Waldrand gelegt hatten. Ein paar kleine Körbe mit Honig und Wachs, einen Bambusbehälter mit Drachenblut sowie einige Stücke Elfenbein von Elefant und Nashorn waren dabei, Produkte, die bei den einheimischen Händlern sehr begehrt waren. Natürlich folgte der Begutachtung des Angebots ein Palaver, bei dem die Bootsleute offensichtlich besprachen, was sie dem Waldvolk als Gegenwert anbieten sollten. Vorsichtig und mit misstrauischen Blicken in das Dickicht, legten sie einen Korb Reis, einen Parang, also eine malaiische Machete und ein Beutelchen Salz neben das Angebot der Orang Kabu. Dann zogen sie sich an ihr Lagerfeuer zurück und kochten sich mit dem Rücken zum Waldrand ihren abendlichen Reis. Interessiert beobachteten die Katzen, wie die Kabu zu den Waren glitten, das Angebot prüften, nach kurzer gegenseitiger Verständigung durch Handzeichen im Dschungel verschwanden und dabei alles mitnahmen, was die Bootsleute niedergelegt hatten. Newton staunte nicht schlecht, als er begriff, dass auch Zweibeiner die Kommunikation ohne Worte beherrschten. Ja, sie konnten sich sogar verständigen, ohne einander direkt zu begegnen. Und der Kater war sich sicher, dass dabei nicht einmal Duftnachrichten ausgetauscht wurden. Newton war so fasziniert von dieser Erkenntnis, dass er gar nicht bemerkte, wie sich ihm unbemerkt einer des Waldvolkes bis auf wenige Meter näherte und bereits seinen Arm mit dem langen Speer zum Wurf erhob. Ganz sicher wäre er das Opfer des lautlosen Jägers geworden, hätte ihn nicht Verstekeling laut kreischend gewarnt. Als auch die anderen Katzen merkten, dass ihnen von diesen Zweibeinern zumindest im Dschungel mehr Gefahr drohte, als von all ihren wilden Verwandten zusammen, zogen sie sich schnell in die höheren Gefilde des Waldes zurück.
Nur langsam trauten sie sich wieder aus ihren Verstecken heraus und begannen in ungewohnter Vorsicht mit ihren Jagdzügen. Als sich aber die Dunkelheit über den Dschungel legte und in weiterer Ferne noch einmal das tongtong tongtong tongtong durch den Wald schallte, schien die Gefahr durch die zweibeinigen Jäger erst einmal vorüber. Für die Bootsleute bedeutete der dumpfe Trommelklang ebenfalls Entwarnung. Ohne große Hast schleppten sie nun die Waren der Kabu zu ihren Booten, um sie dort sorgfältig zu verstauen. Der Tausch war erfolgreich abgeschlossen.
Der nächste Tag begann mit Regen und so verschob sich die Abfahrt bis zum Mittag. Offensichtlich war das für die Zweibeiner kein Problem, denn sie trieben die Boote ohne Eile flussabwärts und ließen sich weder durch die im Wasserdampf verschwindenden Ufer noch die zahlreich auf Sandbänken ruhenden Krokodile aus der Ruhe bringen. Nicht einmal als die eine oder andere Riesenechse bei ihrer Annäherung unerwartet flink ins Wasser glitt, und auf die Boote zuzusteuern schien. Auch die Katzen hatten sich von der Ruhe anstecken lassen und verspeisten genüsslich und laut schmatzend ihre vor der Abfahrt in den Booten eingelagerte Wegzehrung in Form von allerlei Kleingetier. Offensichtlich sind sich Katzen nicht im Klaren darüber, welche Lautstärke das genüssliche Schmatzen einer Samtpfote erreichen kann. Der hintere Bootsmensch jedenfalls zeigte sich immer irritierter und unruhiger. Immerhin hatte auch er die Geschichten vom gefährlichen Semangat harimau kecil gehört. Hier auf dem Boot würden ihm die Menschen hilflos ausgeliefert sein, wollten sie nicht über Bord springen und sich damit den Krokodilen zum Fraß vorwerfen. Als er schließlich all seinen Mut zusammennahm und – sein Paddel zum Schlag bereit – die Schutzmatte beiseite riss, starrte er direkt in die weit aufgerissenen Augen des vor Schreck erstarrten Lalèze, dem noch der Schwanz einer Eidechse aus dem Maul hing. Lalin und Newton machten kaum eine bessere Figur. Und da die Katzentiere alles andere als den fürchterlichen Geist des menschenfressenden kleinen Tigers verkörperten, löste sich die Anspannung des Zweibeiners in einem herzhaften Lachen, von dem auch sein Kollege im Bug des Bootes angesteckt wurde. Auch auf dem anderen Boot hatte man inzwischen die Katzentiere enttarnt und die Menschen amüsierten sich köstlich. Als einer von ihnen dem wackeren Lalèze freundlich über den Kopf streicheln wollte, legte der die Ohren an, hob abwehrend die krallenbewehrte Pfote und stieß ein wütendes Fauchen aus. Zumindest sollte es ein wildes, furchteinflößendes Fauchen werden. Stattdessen drang aus dem immer noch mit der Eidechse gefüllten Maul lediglich ein klägliches pffff pfff pfff, was erneutes Lachen verursachte. Lalèze gab auf, diese Menschen waren ohnehin harmlos und würden den Katzen nichts zuleide tun. Und als die Hand schließlich gekonnt Kopf und Kinn des kräftigen Katers kraulte, spukte der endlich den Eidechsenschwanz aus, ließ sich entspannt zur Seite kippen und produzierte ein Schnurren, dass sich hinsichtlich der Lautstärke nicht hinter dem Schmatzen verstecken musste.
Bald war klar, warum die Bootsmenschen an diesem Tag keine Eile hatten, denn schon nach der nächsten Biegung des inzwischen recht breiten Flusses offenbarte sich den Katzen ein ermutigendes Bild. Vielleicht noch eine halbe Meile entfernt, mitten im Strom ankerten irgendwie fremdartig aussehende Schiffe mit einem oder mehreren Masten. Zwischen den Seglern und der Ufersiedlung krabbelten Boote hin und her. Auch diese Siedlung war auf Stelzen im morastigen Boden gebaut und die Hütten am Ufer wirkten nicht sonderlich eindrucksvoll. Mit den Hafenstädten, die die Schiffskatzen in aller Welt besucht hatten, konnte sich dieses große Urwalddorf nicht einmal ansatzweise messen. Trotzdem erkannten es die Samtpfoten sofort: Es war ein Hafen, ein richtiger Hafen. Hier musste es auch andere Schiffskatzen geben. Sie konnten es kaum abwarten, an Land zu gehen und die nächstgelegene Taverne zu suchen.
Als die Boote endlich an den Uferbauten festgemacht hatten, stürmte die Katzencrew unter Beifall der Zweibeiner an Land, um sich erst einmal ein geeignetes Versteck zur Orientierung zu suchen. Katzen waren hier aus den gleichen Gründen gern gesehen, wie an Bord der großen Schiffe. Die besondere Freude der Ein-wohner resultierte vor allem daraus, dass der Besuch von Schiffskatzen an Land hier eher selten und die Aufenthaltsdauer meist recht kurz war. Im Gegensatz zu vielen anderen Hafenmetropolen der alten und neuen Welt war dieser fieberverseuchte, morastige und schwüle Teil der Insel auch für Katzen nicht wirklich attraktiv. Das erkannten auch die Schiffsfelinen recht schnell.
„Ich fürchte“, maunzte Grotebroer verhalten, „so eine richtige Katzentaverne werden wir hier nicht finden.“ Die wenigen und schwachen Duftmarken waren eindeutig.
„Eine richtige Katzentaverne gibt es hier auch nicht“, schnurrte es aus dem Schlagschatten eines nahegelegenen Hauses, „aber es gibt hier schon einen Ort, an dem sich die wenigen Kumpels, die sich aus welchen Gründen auch immer hierher verirrt haben, meist aufhalten.“
„Schiffbrüchige beispielsweise“, gurrte eine andere Stimme. „Oder unfreiwillig Abgemusterte“, purrte eine Dritte. „Kommt mit, und erzählt.“
Aus dem Schatten traten ein stattlicher, rabenschwarzer Kater mit abenteuerlustig funkelnden Bernsteinaugen, eine flauschige schwarze Katze mit weißem Latz und Pfoten und eine langhaarige, Schönheit, ebenfalls schwarz mit weißem Latz und Pfoten.
„Gestatten, mein Name ist El Mariniero Negro und das sind meine Freundinnen Crazy Lady und Cat Racoon“, stellte er sich und seine Begleiterinnen vor, als sie den Treffpunkt erreichten. Offensichtlich erwarteten sie die Ankunft der Schiffbrüchigen bereits, denn zu aller Freude hatten die drei Gastgeber in Form von erlesenen Fleisch- und Fischstücken aus der legendären indonesischen Küche bereits etwas vorbereitet.
„Wo ist eigentlich Rotbart“, fragte El Mariniero Negro seine verblüfften Gäste.

Leseprobe 3 aus Teil 3 Abenteuer in Batavia und Rückreise

„Na Shary, hast du gut auf unser Revier aufgepasst?“
Bontetijger stiefelte mit Argelos im Schlepptau selbstbewusst auf die Streunerkatze zu, deren Kratz- und Duftmarkierungen überall im weitläufigen Garten des Anwesens erkennbar waren.
Carlszoon beobachtete die Szene amüsiert. Er hatte es sich auf der Veranda gemütlich gemacht und wartete auf Tasman, der dem Gouverneur auf der Festung Bericht über ihre Reise erstattete. Baronesse hatte sich zu ihm gesellt und zeigte wenig Interesse an den Katzenangelegenheiten. Carlszoon war gespannt, wie sich die Situation entwickeln würde. Shary hatte schon vor der Abreise der drei Tasmankatzen immer wieder versucht, ihnen ihr Revier abspenstig zu machen. Nicht zuletzt wohl, um von der Bereitschaft der zweibeinigen Anwohner zu profitieren, ihre Katzentiere mit gelegentlichen Streicheleinheiten zu verwöhnen. Jedesmal hatte es heftige Auseinandersetzungen gegeben, bei denen Shary am Ende gegen die Revierinhaber zwar immer den Kürzeren gezogen, sich aber nie hatte entmutigen lassen.
Nun war die Situation eine ganz andere. Shary konnte mit Fug und Recht das zwischenzeitlich verwaiste Revier als ihr Eigen betrachten, hatte sie es doch unmissverständlich markiert und gegen die anderen Streuner des Quartiers erfolgreich verteidigt. Nun waren Bontetijger, Argeloos, Bigbont und ihre Gäste die Eindringlinge und Shary hatte einen deutlichen Heimvorteil.
„Klar, ist ja jetzt meins, ihr wollt es doch nicht etwa wiederhaben?“
„Wiederhaben? Wieso wiederhaben?“ Bontetijger fauchte ungehalten und Argeloos machte sich brummend bereit, ihrer Schwester falls notwendig beizuspringen.
„Brauchst Du Hilfe, Shary?“ Auf dem Mauersims streckte sich eine kräftige Tigerkatze und nahe bei ihr saß, halb unter einem Strauch versteckt, ein imposanter schwarzer Kater.
„Ihr mischt euch besser nicht ein, wenn ihr es nicht mit Rotbart und Großtatze zu tun bekommen wollt“, maunzte Bigbont die Beiden entschlossen an.
„Wer ist denn Rotbart“, knurrte Salem der schwarze Kater unbeeindruckt und brachte Bigbont damit augenblicklich zum Schweigen. Völlig unvorstellbar für den Kleinen, dass es Feline geben könnte, die noch nichts von seinem Idol gehört hatten und bei Nennung des Namens nicht wenigstens in Ehrfurcht erstarren würden. Bigbont sah sich verunsichert um. Sein Held hatte es sich im Schatten eines Pfefferstrauches gemütlich gemacht und maunzte: “Lass gut sein, Jungspund, für eine Prügelei ist nicht die richtige Tageszeit, viel zu heiß und außerdem lohnt es den Anlass nicht.“
„Gut gesprochen, Roter, wir sehen uns irgendwann.“ Seite an Seite mit der schönen grauweißen Streunerin Gypsy schlenderte Großtatze, jeden Schatten ausnutzend, durch den Garten, um im hinteren Teil über den Mauersims zu springen, die Brücke über die Kaaiman-Gracht zu überqueren und mit seiner Freundin in der Grünanlage am Stadtwall zu verschwinden.
Bontetijger war verunsichert, weil keiner der Crew bereit zu sein schien, ihr bei der Verteidigung ihres Reviers zur Seite zu stehen.
„Das Revier gehört jetzt Shary, es sei denn, ihr wollt euer Schiffskatzendasein wieder aufgeben. So sind nun mal die Regeln. Schiffskatzen haben keine Reviere, weder an Land noch an Bord!“
Rotbart hatte sich nun doch erbarmt und sich zwischen die Streithähne gesetzt. „Ich bin sicher Shary wird euch immer Gastrecht gewähren, wenn es euch von großer Fahrt wieder einmal hierher verschlägt. Ach ja, und wenn ihr euch abreagieren wollt, dann können wir gerne mal einen Zug durch die Quartiere machen und uns mit den Streunerbanden prügeln, gehört sowieso zu jedem ordentlichen Landgang.“ Mit einem Blick zur Tigerin Cleopatra und dem schwarzen Salem auf dem Mauersims fügte er hinzu: “Aber natürlich erst Nachts, wenn es nicht gar so heiß ist.“
„Na Kleiner“, maunzte Salem belustigt zu Bigbont, „vielleicht sollte Katz sich den Namen Rotbart ja tatsächlich merken.“
Bigbont suchte sich ein ruhiges Plätzchen im Schatten eines Pfefferstrauches. Der Konflikt war auf unerwartete Weise gelöst und Bigbont hatte begriffen, dass das Schiffskaterdasein wohl mehr bedeutete, als einfach nur Abenteuer mit Kumpels. Und als Rotbart an ihm vorbeischlenderte, fragte der Kleine: „Gibt es noch mehr Regeln?“
Fröhlich gurrend antwortete Rotbart: „Klar doch: nicht ins Beet auf der Poop kacken.“
Kaum war Rotbart im Schatten der Veranda verschwunden, raschelte es unter dem Pfefferstrauch als der kleine Kater Blacky vorsichtig auf Bigbont zurobbte und verunsichert maunzte: „Wenn du jetzt ein berühmter Schiffskater bist und kein Revier mehr hast, können wir dann trotzdem noch Freunde sein?“
Bigbont überlegte nicht lang. Er hatte zwar keine Ahnung, ob das gegen irgendwelche Regeln verstoßen würde, konnte es sich aber auch nicht vorstellen. Außerdem dachte er nicht im Traum daran, ihre Freundschaft in Frage zu stellen. Und so hingen sie gemeinsam in der relativen Kühle der frühen Morgenstunden auf dem Dach eines Hauses der Tygers- Gracht ab, um die erwartete Prügelei zwischen den Schiffskatzen und der Streunerbande des Kaaiman-Quartiers zu beobachten.
Es war die Zeit, als sich die Zweibeiner gerade zur Ruhe begeben hatten und die Straße weitgehend frei von ihnen war. Stolz und selbstbewusst marschierten Rotbart, die beiden Katzendamen Tasmans, Grotebroer, Kleinebroer, Newton und Großtatze über die breite Promenade an der Gracht. Von der anderen Seite näherten sich Shary, Cleopatra, Gypsy und Salem mit einer Handvoll weiterer Kaaiman-Streuner. Das Kläffen der Hunde hinter den Häusertüren störte sie nicht im Geringsten und die Streunerhunde hatten sich sicherheitshalber aus dem Staub gemacht. Die wussten aus leidvoller Erfahrung, dass die Samtpfoten in dieser Stimmung, wenn sich ihnen die Gelegenheit bot, lieber gemeinsam über allzu vorwitzige Hunde herfallen würden, statt sich untereinander zu prügeln.
Wenige Schritte voneinander entfernt setzten sich die Katzen-gruppen und begannen, wie es Brauch war, sich erst einmal lautstark gegenseitig anzupöbeln. Die beiden Beobachter auf dem Dach konnten weitere Schatten erkennen, die zwischen den Häusern und auf Simsen umherhuschten, bereit in das Geschehen ein-zugreifen.
„Ihr seid doch viel weniger, hast du keine Angst um deine Kumpels?“
Bigbont maunzte im Brustton der Überzeugung: „Mit Rotbart sind die unschlagbar, er ist immerhin mit seinem Freund Raja-Kucing durch den Dschungel gestreift. Und die anderen sind auch nicht ohne. Ich könnte dir Geschichten erzählen . . .“
Bevor Bigbont weiter schwärmen konnte, waren die Gruppen aufeinander losgegangen. Es gab ein wildes Gekreische, wenn sich zwei Katzentiere ineinander verkrallten und wild mit Zähnen und Klauen beharkten oder wenn sie einander jagend über Mauern und Dächer tobten. Als dann noch Mitglieder der Streuner-bande von der anderen Seite der Tygers-Gracht in das Geschehen eingriffen, wurde die ganze Geschichte sehr unübersichtlich. Da entwickelten sich unerwartete Bündnisse zwischen Schiffsfelinen und Kaaiman-Katzen oder Kaaiman-Streunern und Tygers-Banditen.
Es war eine prächtige Prügelei bei der es keine Gewinner oder Verlierer gab und die mit dem üblichen Höhepunkt endete; dem lautstarken Schimpfen der des Schlafs beraubten Zweibeiner, die mit wildem Klatschen oder gar Schüssen versuchten, die Katzen zu vertreiben. Irgendwann saßen alle Samtpfoten gemeinsam bei Blacky und Bigbont auf dem Dach, von wo aus sich das Gewimmel der aufgeregten Zweibeiner wunderbar betrachten ließ, während man sich die Wunden leckte, gegenseitig Anerkennung zollte oder Revanche einforderte.
„Du hattest recht, Bigbont, dein Rotbart ist schon ein harter Knochen“, maunzte Salem und putzte sich mit der Pfote das Blut vom Ohr.
„Allerdings“, bestätigte die wilde Cleopatra, „aber die anderen möchte ich auch nicht zu richtigen Feinden haben.“
„Ich kann euch ja noch auf eine kleine Plauderei in unser Revier einladen, dann erzähle ich euch von den unglaublichen Abenteuern, die ich und meine Mannschaft bestanden haben“, bot Bigbont in einem Anflug von Größenwahn an und kassierte dafür einen kräftigen Hieb von Shary. „Euer Revier? Ihr seid meine Gäste, kleines Großmaul, schon vergessen? Wenn hier jemand einlädt, dann ich. Also, wer Großmauls Geschichten hören möchte . . ..“

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