Leseproben zu Schiffskater Pixie Bd. 1

Kurzbeschreibung:  Als die HMB Endeavour unter Kapitän James Cook am 26. August 1768 Segel setzt um ihre Reise in die Südsee anzutreten, sind auch Kater Pixie Catpickle und seine Schiffskatzenfreunde Sir Booby und Lady Susy mit an Bord. Weitere, wie der kleine Peppy und Aloysius Ben Ali werden im Laufe der Reise hinzukommen.
In seinem mehrbändigen Reisetagebuch, dessen erster Teil (von Plymouth nach Madeira) mit diesem Buch erstmals publiziert wird, stellt Pixie sich und seine vierbeinigen KollegInnen in Wort und Bild vor. Pixie berichtet auch über seine ersten Abenteuer an Bord, Abenteuer, wie sie nur Schiffskatzen erleben können. Und selbstverständlich muss der mitteilungsbedürftige Kater auch das merkwürdige Gebaren seiner zweibeinigen Mitreisenden, wie Kapitän James Cook, Naturforscher Joseph Banks oder Matrose John aus Katzensicht kommentieren.
Mit seinen rund 50, meist ganz- oder doppelseitigen vierfarbigen Illustrationen lässt Jonathan Petry der Schiffskatzenmaler Pixies Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.

Leseprobe 1 aus Die Catpickles

Rund drei Jahre ist es nun her, dass ich als unbedarfter Jugendlicher meine Pfoten auf die Planken der HMB Endeavour gesetzt und die Reise in die Südsee angetreten habe. Nun bin ich als gestandener Bootsmann der Katzencrew wieder in meinen Heimatort zurückgekehrt und kann von Abenteuern und Dingen berichten, die nicht einmal mein Onkel Captain Catpickle erlebt und gesehen haben dürfte. Dabei ist auch er schon mit James Cook unterwegs gewesen. Das war allerdings vor über dreizehn Jahren, als der jetzt so berühmte Forschungsreisende noch als Matrose auf der HMS Eagle unter Onkels menschlichem Kapitän Hugh Palliser an der nordamerikanischen Küste herumsegelte.
Vor vielen Jahren, mein Onkel und ich saßen wieder einmal auf den Cliffs von Plymouth zusammen und schauten sehnsüchtig den Möwen und den am Horizont verschwindenden Segeln hinterher, begann der alte Catpickle zu erzählen. Aus mir würde einmal ein großer Seekater werden, das läge den Catpickles im Blut. Kaum ein Catpickle sei nicht wenigstens für ein paar Jahre zur See gefahren, das sei, so versicherte mir mein Onkel im Brustton der Überzeugung, seit mindestens zweihundert Jahren so. Ich weiß noch, wie ich den alten Katerkapitän mit großen Augen angeschaut und ungläubig gemaunzt habe. Natürlich wollte ich mehr erfahren.
Die Geschichte unserer weitläufigen Familie begann mit einer gewissen Lady Catpickle, Countess of Catcastle, der Katze von Lady Throckmorton, die seit 1584 Hofdame am Londoner Hampton Court Palace war. Das war zur Zeit, als der Pirat ihrer Majestät, Sir Francis Drake im Palast ein- und ausging und auffällig viele Privataudienzen bei Königin Elisabeth I. hatte. Auch Lady Catpickle freute sich über die Besuche, des englischen Weltumseglers und Admirals. Denn in seiner Begleitung befand sich immer ein recht verwegener doch charmanter dreibeiniger Kater, der sich den Katzen des Palastes im breitesten irischen Dialekt als Peppy Greenhood, Kanonierkater auf der Golden Hind vorstellte. Die lebenslustige Lady Catpickle zeigte sich amused und beeindruckt und das Ergebnis ihrer Liebschaft, so schnurrte Captain Catpickle und zwinkerte dabei vergnügt mit den Augen, waren lauter kleine Catpickles, die von ihrer Mutter wohl die Lebenslust und Neugier, vom Vater die Liebe zur Seefahrt, den irischen Dickschädel und den Wagemut geerbt hatten.
Nun, als mir mein Onkel unsere Familiengeschichte offenbarte, war ich noch klein und unerfahren, aber ich wusste, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte und bekannt dafür war, gerne eine gehörige Portion Seemannsgarn zu spinnen. Aber der alte Seekater stand unvermittelt auf und hieß mich mit erhobenem Schwanze, ihm zu folgen. Kaum jemand kann sich meine Aufregung vorstellen, als ich merkte, wohin mich Onkel Catpickle führte. Es war der Hafen mit den vielen lärmenden Menschen, dem Trubel und den hin- und hersausenden Fuhrwerken und Karren, den rollenden Fässern und den gefährlichen Straßenhunden. Allein hätte ich mich damals noch nicht dorthin getraut. Aber die Selbstverständlichkeit, mit der der Captain sich dort bewegte und die Hunde in ihre Schranken verwies, gab mir Sicherheit. Außerdem war es schon dunkel und der Trubel hatte sich gelegt. Nur in der Taverne herrschte noch Betrieb.
„Kümmere dich nicht um die“, beruhigte mich mein Onkel und lief zu einem Mann, der ein wenig abseits der zechenden Matrosen einer großen Harfe wohlklingende Töne entlockte. „Hör gut zu, Kleiner!“
Mein Erstaunen war groß, als ich aus dem Munde des Harfenspielers Namen wie Lady Catpickle oder Peppy Greenhood vernehmen konnte, Namen, über die der alte Seekater doch vorhin noch selbst gemaunzt hatte. Tatsächlich sang der Mann, wie Onkel mir erklärte, das berühmte Planxty Lady Catpickle, ein Loblied auf unsere Vorfahren, das ein gewisser Kater namens O’Catolan dereinst komponiert hatte. O’Catolan war ein legendärer irischer Harfenspieler aus der Greenhood-Linie der Catpixels. Onkels Großvater hatte den an Katzenschnupfen erblindeten Musiker sogar noch persönlich gekannt und ihn regelmäßig in den Pubs von Dublin besucht.
Und dann gab mir Onkel Catpickle das Originalmanuskript von O’Catolans Plenxty Lady Catpickle, das sein Großvater dem alten Harfenspieler während eines Zechgelages abgeluchst haben soll. Natürlich konnte ich es nicht lesen, denn es war ja in irischem Gemaunze verfasst. Aber Onkel kannte da einen Schiffskatzenkumpel, der bereit war, das Werk zu übersetzen. Als Gegenleistung verlangte er lediglich eine Portion frischen Seefischfilets, die ich mir jeden Morgen von den heimkehrenden Fischern organisierte. Die anderen Katzen von Plymouth waren richtig neidisch auf mich. Denn ich war der einzige, dem es immer wieder gelang, die Fischer, die ihren Fang sorgfältig vor dem herumstreunenden Katzenvolke schützten, zu überlisten. Sicher, Fischköpfe, Gräten und Flossen gab es für meine Artgenossen genug zu erbeuten. Aber schöne frische saftige Filets, die konnte nur ich beschaffen.
Und so darf ich meinen geneigten Lesern an dieser Stelle das Loblied des berühmten O’Catolan auf Lady Catpickle und ihre seefahrenden Nachkommen in allgemein verständlicher Sprache präsentieren.

Leseprobe 2 aus Matrose John, Steuermann Willy und wie ich auf der HMB Endeavour anheuerte

14. August 1768 Gestern Nachmittag wurde die Endeavour vor der Landzunge Start Point gesichtet, sie muss also bald hier sein. Onkel Catpickle hat mir vorgeschlagen, mich mit den Seeleuten im Hafen anzufreunden, die ebenfalls auf das Schiff warten, um dort anzuheuern. Das ist wichtig, um mir die Freundschaft der Zweibeiner zu sichern. Die Schiffskatzen, die sich schon an Bord befinden, so meinte mein Onkel wohl aus Erfahrung, sind oft ziemlich abweisend. Manchmal lassen die einen gar nicht erst an Bord. Die Begleitung eines Matrosen kann da sehr hilfreich sein. Ich bin hin- und hergerissen, schließlich will ich meinen Ausguckposten nicht verlassen, um mein Schiff in den Plymouth-Sound einlaufen zu sehen.
Ich entscheide mich, noch einmal mit dem Festungskater zu raufen, den Ratten auf den Pelz zu rücken und ansonsten die Ankunft meines Schiffes abzuwarten.
Die Sicht ist klar und so kann ich die Endeavour am Abend in den Sound einlaufen sehen. Aufgeregt warte ich darauf, dass sie näherkommt. Aber sie hat, wie Onkel mir erklärt, erst einmal Anker geworfen. So entschließe ich mich, jetzt den Hafen aufzusuchen, um mir meine zukünftigen Menschenkollegen anzu­schauen.
Auf meinem Beobachtungsposten bin ich nicht allein. Hinter dem Stapel Fässer, auf dem ich sitze, hat sich Nick versteckt. Ein Menschenjunge, bei dem ich mir, ebenso wie bei Katy von der Hafentaverne, gelegentlich meine Kuscheleinheiten abhole. Natürlich achten die Menschen nicht auf mich, die sind viel zu sehr mit sich und ihren Angelegenheiten beschäftigt. Und dann schaut plötzlich einer von ihnen zu mir herüber und zwinkert mir zu. Ich kann nicht anders, ich muss zurückblinzeln, bevor ich mich schnell aus dem Staub mache.

15. August 1768 Am frühen Morgen sehe ich während meiner Revierkontrolle, wie die Endeavour in den Hafen segelt. In der Spelunke ist aber noch nichts los und so schlafe ich erst einmal eine Runde in einem meiner vor dem Regen geschützten Unterschlupfe. Mittags besuche ich Katy und die Kitten, die sie bei sich aufzieht. Eine gute Gelegenheit, den Seeleuten unauffällig näherzukommen. Der Mann, der mich gestern angeblinzelt hat, ist auch wieder da. Er scheint ein Auge auf Katy geworfen zu haben und auch sie macht einen rolligen Eindruck.
Ich verlege meinen Aussichtsposten auf die Hafenmole, von wo ich das Treiben am und um das Schiff gut beobachten kann. Leider regnet es häufig, so dass ich mich immer wieder zurückziehen muss.

16. August 1768 Immer wieder regnet es! Ich habe mich entschlossen, mich in der Spelunke einzuquartieren. Nun sind auch Seeleute vom Schiff hier, mit denen sich John, wie der Mann heißt, der mir zugezwinkert hat, gut zu verstehen scheint. Vor allem mit einem bärtigen Pfeifenraucher hockt er immer zusammen. Auch der Harfenspieler ist nun ständig in der Taverne und lässt neben anderen Liedern auch immer wieder das Plenxty Catpickle ertönen. Und wenn ich bisher hätte irgendeinen Zweifel an meinem Vorhaben hegen sollen, diese Bal­lade auf meine Vorfahren waren für mich ein eindeutiges Signal.

17. August 1768 Ein trüber aber trockener Tag! John hat sich gerade, wie mir Onkel Catpickle erklärte, beim Rekrutierungsoffizier in die Musterrolle eintragen lassen. Er ist also nun auch ein Teil meiner Mannschaft. Grund genug, ihm ein paar mal um die Beine zu streichen, um seine Reaktion zu testen. Keine Frage, Matrose John ist ein Katzenmensch, mein Katzenmensch!
Inzwischen ertönen von der Endeavour laute Geräusche herüber. Handwerker sind an Bord gegangen und Hämmern und Sägen an allen Ecken und Enden des Schiffes. Lady Susy, die Schiffskatze des Steuermanns hat genervt das Schiff verlassen und es sich im Gebälk der Taverne über ihrem Willy, dem Mann mit dem Bart und der Pfeife, gemütlich gemacht. Und so kann ich den ersten Kontakt mit der Samtpfotencrew meines Schiffes aufnehmen.
Lady Susy ist eine ganz Nette. Natürlich habe ich ihr noch nicht verraten, dass ich auch an Bord gehen will, das wird sie noch früh genug erfahren, dachte ich. Aber vor Susy lässt sich wohl nicht allzu viel geheim halten. Sie meint, das Zucken meiner Schwanzspitze, wenn ich das Schiff beobachte, würde mich verraten. Sie hat nichts gegen einen Zuwachs der Schiffskatzencrew, aber Sir Booby wird wohl nicht so begeistert sein.

19. August 1768 Das Wetter ist durchwachsen, sonnige Abschnitte wechseln sich mit kräftigen Regenschauern ab. Kräftige Böen treiben den Regen über das Land. Habe mich schon einmal von meinem Freund, dem Festungskater verabschiedet. Die Rattenbande hat offensichtlich auch von meinem Vorhaben Wind bekommen. Nicht, dass wir uns gegenseitig vermissen würden, aber irgendwie seltsam verhalten die sich in letzter Zeit schon. Irgendetwas von Auswandern und Entdecken, besserem Wetter abwechslungsreicherer Nahrung pfiff es immer mal wieder durch das Gemäuer. Auch die Ratten schienen so etwas wie ein weltweites Informationsnetzwerk zu besitzen. Hoffentlich kommen die nicht auf dumme Gedanken. Die Endeavour ist mein Schiff!
Onkel Catpickle würde nicht mitkommen, obwohl ich ihm ansehen kann, wie es ihm in den Pfoten juckt. Aber der alte Captain hatte die Seefahrt nun mal an den Nagel gehängt und an Land jede Menge Verpflichtungen, von denen er sich, wie er sagt, nicht einfach davonstehlen kann. Ich denke aber das Rheuma und andere Zipperlein machen dem alten Haudegen viel zu sehr zu schaffen, um noch einmal zur See zu fahren. „Aber wenn du zurückkommst, dann musst du mir alles haarklein erzählen. Am besten du führst ein Reisetagebuch.“
Zum Hafen will mein geliebter Onkel nicht mehr hinuntergehen, bis die Endeavour mit mir an Bord am Horizont verschwinden würde. So werden wir uns wohl hier auf den Klippen oberhalb von Plymouth voneinander verabschieden. Hier, wo wir so oft zusammengesessen und über das Meer geschaut haben und wo Onkel von seinen Abenteuern, den Catpickles und Greenhoods und den für ihn nun doch unerfüllten Südseeträumen erzählte.

20. August 1768 Ich habe mich früh auf den Weg gemacht, um mich einmal auf dem Schiff umzusehen. Tagsüber ist ja viel zu viel los, da wimmelt es nur so von Menschen, die hin- und herhasten oder Fuhrwerken, die über das Pflaster rattern und keine Rücksicht auf unsereinen nehmen. Auch auf der Gangway herrscht reger Verkehr. Männer, die Fässer an Bord rollen oder mit Säcken auf den Schultern über die schmale Planke eilen.
Während ich also betont gelassen zur Gangway schlendere, taucht hinter dem Schanzkleid ein struppiger schwarzer Katerkopf auf und schaut mich herausfordernd an. Landratten hätten auf seinem Schiff nichts zu suchen, knurrt er und plustert sich demonstrativ am Ende der Planke auf, um mir den Weg zu versperren. Ich knurre zurück und starre ihm direkt in die Augen. Wäre doch gelacht, wenn sich ein Catpickle von einem Sir Booby beeindrucken ließe. Das gleiche muss wohl auch der struppige Kater denken, denn er macht keine Anstalten, den Blick abzuwenden oder gar den Weg freizugeben. Nun gut, dann starren und knurren wir uns eben so lange an, bis einer nachgibt oder bis wir gestört werden. . . .

Leseprobe 3: Pixies Brief aus Madeira an Onkel Catpickle

Lieber Onkel Catpickle!

Ich hoffe, Dein Rheuma plagt Dich nicht allzusehr. Wärest Du jetzt hier, hättest Du damit ganz sicher keine Probleme. Ach, ich wünschte, Du wärst mitgekommen, es ist alles so aufregend.
Wir sind jetzt hier in Madeira angekommen und inzwischen habe ich mich selbst mit dem grantigen Sir Booby angefreundet und schon eine ganze Menge Abenteuer erlebt. Aber das alles kannst Du ja im ersten Teil meines Tagebuchs nachlesen, das ich meinem Brief für Dich beigelegt habe. Der wird Dich hoffentlich bald erreichen.
Hier auf der Reede liegt nämlich auch das Postschiff HMS Rose und ihr Chefkater Sir John Montacat hat mir zugesagt, das Päckchen persönlich bei Dir abzuliefern. Der Kerl scheint mir zwar ein wenig durchgeknallt, aber ich habe ihm versprochen, dass er bei ordentlicher Zustellung von Dir ein schönes Stück frischen Seefisches bekommt. So ein wenig Bestechung wirkt oft Wunder, zumal Montacat angesichts seines aufreibenden Jobs nur selten Gelegenheit hat, frischen Seefisch zu genießen.
Wir werden hier eine Weile vor Anker liegen, hat Lady Susy gemaunzt. Und hier ist auch wirklich eine Menge los. Überall auf dem Schiff wird gehämmert und gesägt, ständig legen Boote mit neuem Proviant an und meine Kumpels und ich werden wohl eine Reihe von Landgängen machen. Vielleicht lernen wir da auch neue Freunde kennen, ach, es ist alles so aufregend.
Lieber Onkel Catpickle, leider muss ich jetzt den Brief beenden. Montacat steht schon mit nervös wippendem Schwanz an Deck und wartet auf das Päckchen, denn sein Schiff wird demnächst wieder absegeln.
Grüß mir Katy und die Kitten, meinen Kumpel, den Festungskater und alle meine anderen Freunde von mir. Den nächsten Teil meines Reisetagebuchs werde ich Dir schicken, wenn wir irgendwo auf unserem Weg ein anderes Postschiff treffen.

Ich wünsche Dir alles Gute, viele fette Mäuse und viel Spaß beim Lesen des Tagebuchs. Das war eine gute Idee von Dir.

Fühl Dich liebevoll beschnurrt und geköpfelt

Dein Neffe

Pixie Catpickle
Schiffskater auf der HMB Endeavour

Madeira 12. September 1768

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